Nandu-Rundbrief Nr. 4

Krisen für jeden Geschmack +++ Komm zum Castor +++ Netzwerktreffen vormerken

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Rundbrief Nr. 4 // 8. Oktober 2008
Nandu
Wo sich Fuchs und Hase guten Morgen sagen
www.nandu.net
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Hallo an den Bildschirmen,

diesmal nach langem Sommer zügig zu den Themen:

Inhaltsverzeichnis:

1. Wähl’ Deine Lieblingskrise!
2. Castoralarm - auf ins Wendland!
3. Ösis auf freiem Fuße
4. Nandu war auf Sommertour
5. Netzwerktreffen und andere Termine
6. Kultur für die Kaffeepause: Bestes von Muttern

Herb, herber, Herbst grüßen Euch

Mareike, Jörg, Erasmus, Clara, Christoph und Alex
für die Orga-Gruppe von Nandu

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1. Wähl’ Deine Lieblingskrise!
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Letztens fiel uns siedendheiß auf: Wir haben ja bislang gar nix Inhaltliches in unserem Rundbrief stehen gehabt! Immer nur so Aktions-, Orga- und Terminzeugs. Hm. Wieso dies?

Gäb’ ja schon das ein oder andere Thema. Immer mehr Konzentration und Industrialisierung in Tierhaltung und ganzer globaler Landwirtschaft; das mensch- und tierverachtende Finanzsystem in einer veritablen Zwischenkrise; Rekordzahlen hungernder Menschen und Rekordprognosen über Ausmaß und Geschwindigkeit des Klimawandels; Klonerei und Genmanipulation zur weiteren Maschinisierung des tierlichen Individuums; globale Industriefischerei ohne Rücksicht auf Meeresbe- und -anwohner_innen*; Sozial- und Wirtschaftspolitik, die Fleisch billig und nachhaltige Ernährung zum Luxus macht; pi pa po - da ließe sich doch genug zu schreiben!

Noch dazu die vergnüglichen Lösungsvorschläge, von denen nationalistische Regierungen, transnationale Konzerne und wirtschaftshörige Weltorganisationen uns per Unterhaltungsmedien in Kenntnis setzen. Kommen einer_m zwar merkwürdig bekannt vor, aber Maßnahmen, die uns dieses Problempanoptikum erst eingebrockt haben, müssen bei sturem “noch mehr davon” doch letztlich auch wieder irgendwie da raus führen:

* Liberalisierung (so nennt mensch die Freiheit großer Konzerne, alles zu ihrem eigenen Wohl tun zu dürfen),
* Privatisierung (das bezeichnet leider nicht den Schutz der Privatsphäre vor Staat und Wirtschaft),
* Industrialisierung (hierbei sind ausnahmsweise auch Revolutionen erlaubt, zum Beispiel grüne),
* Kriege (die heißen grad irgendwie anders, haben wir im Moment nicht im Kopf),
* Grenzen (natürlich nur für Menschen, nicht für Waren, Dienstleistungen und Patente, um Gottes Willen!)
* neue zentralistische Technologieversprechen (Milliarden für Carbon Storage und Kernfusion, damit wir auch morgen noch kräftig wie gestern leben können),
* Gentechnik (schneidiger Name für den Versuch eines halben Dutzend Konzerne, die Welternährung in ihren Griff zu kriegen),
* längst sterbend geglaubte Schnapsideen wie Atomkraft und Kohle (für besseres Klima - wer das nicht versteht, ist ein_e potenzielle_r Unruhestifter_in! siehe Punkt 2),
* zwischendurch immer mal wieder die Rettung von Konzernen mit Milliarden mühsam von Kitas abgesparten Steuergeldern (um sich nicht vorwerfen lassen zu müssen, man sei der Meinung, der Staat habe sich aus dem Wirtschaftszirkus gänzlich herauszuhalten)
* und für jede_n einzelne_n natürlich Konsum, ganz wichtig, immer schön Konsum, Fleisch, Handyklingeltöne, Transrapids, egal was, Hauptsache Wachstum.

Ihr merkt, es fällt uns manchmal schwer, den Kapitalismus zu lieben, dabei verdanken wir ihm zwei schöne Lieder von Peter Licht und Funny van Dannen.

Aber zurück zur Ausgangsfrage: Warum findet all dieses bunte Treiben so wenig inhaltliche Erwähnung im Nandu-Rundbrief? Die Antwort ist: Das ist wirklich ein bisschen viel Auswahl, tut uns leid. Wir können uns nicht entscheiden.

Und deshalb seid Ihr gefragt! Nennt uns Eure Lieblingskrise! Euer schönstes globales Problem! Euren spannendsten Ausbeutungszusammenhang! Schickt uns eine kurze Mail oder nutzt bei Eurer nächsten Spende das Feld “Verwendungszweck” des Überweisungsträgers. Stichwort genügt. Und wir schreiben dann im kommenden Rundbrief ein bisschen tiefgehender dazu. Den Bezug zur Tierbefreiung kriegen wir schon hin, keine Sorge, da findet sich was. Wär’ ja ein dickes Ding, wenn Euch was einfiele, wo Menschen als einzige drunter leiden.

Um den Ansporn zu erhöhen, verlosen wir übrigens unter allen Einsendungen ein nicht mehr gebrauchsfähiges Außerirdischenkostüm. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, der Linksweg steht offen, wer sich über schlechte Kalauer beschwert, nimmt nicht teil, und Einsendungen per Spendenüberweisung werden bevorzugt behandelt. Oder benachteiligt, falls wir mit unserer Kapitalismusliebe bis dahin immer noch nicht weiter sind.

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2. Castoralarm - auf ins Wendland!
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Bisher haben wir ja mit der Neues-aus-Österreich-Serie ein bisschen Tierbefreiungsszeneromantik für Aktive anderer Bewegungen geliefert. Heute drehen wir den Spieß um und mobilisieren Tierrechtler_innen, Antispes oder wie auch immer Ihr Euch sonst nennt für ein Öko-Polit-Event der Premium-Klasse.

Atomkraft - nicht schon wieder!

Einmal im Jahr treffen sich die Umweltbewegung, die Polizeibewegung und die Medienlandschaft zum politischen Geländespiel im Wendland. So richtig Sinn macht das natürlich nicht, aber den Quatsch mit der Atomkraft haben wir uns ja nunmal auch nicht ausgedacht. Solange Konzerne also allen Ernstes weiter Geld mit ihrer lebensverachtenden Dinosauriertechnologie drucken wollen, Regierung und Parteien ihre Unterstützung dessen als “Atomausstieg” verkaufen und eine sensationslüsterne Presse unbedingt tausende Menschen auf eiskalten Straßen sehen will, heißt es im November halt weiterhin “einmal seufzen und dann warme Klamotten einpacken”.

Dieses Jahr ist die Auftaktdemo am Samstag, dem 8. November, in Gorleben. Die Castoren werden am 9. oder 10. erwartet, und vorbei ist der Spuk dann wahrscheinlich am 10. oder 11. November.

Zum Aktivwerden gibt es cira so viele Möglichkeiten, wie Ihr Ideen habt (wahrscheinlich eine weniger, denn die Idee, schön gemütlich auf den warmen Sessel aufzupassen, funktioniert nicht, das wurde schon ausprobiert).

Für Wendlandneulinge und alle, die massenhaften zivilen Ungehorsam ein geiles politisches Instrument finden, empfehlen wir besonders die Blockaden von X-tausendmal quer:
http://www.x-tausendmalquer.de/

Sehr beliebt für Fortgeschrittene ist Anketten in allen Lagen: Unter Schienen, an Bäumen über der Straße, in Betonblöcken hinter Traktoren, … Als fortgeschritten dürft Ihr Euch betrachten, wenn Euch spontan was auf die Frage einfällt, wie sich während des Angekettetseins am besten mit Stuhlgang verfahren lässt.

Ihr könnt auch einfach zu einem der Infopunkte kommen, zum Beispiel auf der Esso-Wiese in Dannenberg, und Euch inspirieren lassen. Und bringt ein tragbares Radio mit, denn über die Lokalradiofrequenz gibt’s ständig aktuelle Infos über die Geschehnisse im doch recht weitläufigen Gebiet.

So, und was haben die Tierbewegten unter Euch jetzt davon, da hin zu fahren?

a) lernt Aktionsformen von einer Bewegung, die seit Jahrzehnten immer neu kreativen Widerstand übt
b) tragt den Tierbefreiungsgedanken in die Umweltszene
c) praktiziert Solidarität mit tausenden Aktiven für einen ebenfalls ziemlich guten Zweck
d) nervt einen Atom-Staat, der wegen solcher Technologien zwangsläufig anti-emanzipatorisch sein muss
e) bedenkt, dass Radioaktivität ja auch gerne mal an Tieren ausprobiert wird
f) lernt eine Region kennen, in der Gastfreundschaft für Politaktive so selbstverständlich ist wie ein gelbes X

Und nicht zuletzt locken natürlich viel frische Luft und die veganen Voküs, die sich zu jedem Castor im Wendland rumtreiben.

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3. Ösis auf freiem Fuße
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Die 10 österreichischen Tierrechtsaktiven sind nach 110 Tagen Untersuchungshaft wieder draußen. Der österreichische Staat hatte wohl keine Lust mehr, die willkürlich zusammengepflückten Tierrechtler_innen weiter ohne Beweise und Gerichtsprozess durchzufüttern. Grund war aber nicht allein, dass ihm die vegane Versorgung Schwierigkeiten bereitete, sondern vor allem, dass der Protest gegen die menschenrechtswidrigen Inhaftierungen bis hinein in bürgerliche Kreise ging.

Die Jungs, Mädels und Intergenders sind jetzt übrigens zwar vorläufig auf freiem Fuß, aber nicht von den hanebüchenen Vorwürfen der Bildung einer kriminellen Vereinigung befreit. Und auf ihre Wohnungs- und Autoschlüssel, Mobiltelefone, Bankkarten und Computer mussten sie auch nach der Entlassung noch verzichten.

Was jetzt alles über den Überwachungs- und Sabotageaufwand, den der Staat auf Betreiben eines Bekleidungskonzerns betrieben hat, ans Tageslicht kommt, ist ziemlich lesenswert, zum Beispiel unter http://www.woz.ch/artikel/inhalt/2008/nr38/Leben/16845.html. Vermutlich zählt nicht nur in Österreich das Grundrecht auf ungestörten Pelzverkauf höher als das Demonstrationsrecht auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

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4. Nandu war auf Sommertour
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Ein guter Rundbrief sollte nicht länger als zwei Bildschirmseiten sein. Diese goldene Regel haben wir zwar bereits um ein Vielfaches verletzt, aber immerhin in diesem Abschnitt wollen wir mit Hilfe des Internets Platz sparen.

Hier findet Ihr mehr über die Ereignisse der letzten Monate, bei denen Nandu mit am Start war.

* Welt-Vegetarier_innen-Kongress:
http://www.ivu.org/congress/2008

* Antispe-Kongress:
http://kongress.antispe.org/

* Klimacamp:
http://www.nandu.net/?p=155

* Veggie Street Day:
http://www.nandu.net/?p=161

* Kundgebungen der Klima-Allianz:
http://www.die-klima-allianz.de/

* Protest gegen Gewalt an Tieren:
http://www.nandu.net/?p=189

* Köln Pelzfrei:
http://www.nandu.net/?p=197

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5. Netzwerktreffen und andere Termine
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Für Januar organisieren wir ein offenes Nandu Netzwerktreffen. Schön mit Theorie, Praxis, Spaß und Vernetzung zur bewegungsübergreifenden kreativen Tier-Gerechtigkeits-Politarbeit. Schreibt Euch den Termin schonmal in den Kalender: 23. - 25. Januar 2009! Einen Ort ermitteln wir bis zum nächsten Rundbrief statistisch.

Einige Termine der nächsten Monate im Überblick:

* 11. Oktober 2008
Anti-Überwachungsdemo in Berlin
http://www.freiheitstattangst.de

* 25. Oktober 2008
Demo gegen neues Tierversuchslabor in Hannover
http://boehringerstoppen.blogsport.de

* 8. - 11. November 2008
Castor stoppen
http://www.castor.de

* 15. November 2008
Antispe-Großdemo in Berlin
http://berlindemo.antispe.org/

* 23. - 25. Januar 2009:
Nandu Netzwerktreffen

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6. Kultur für die Kaffeepause: Bestes von Muttern
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Länder der Welt. Heute: Schweiz.

** Die Muttermilch macht’s

Hans Locher, Schweizer Gastwirt, wollte Gerichte mit menschlicher Muttermilch anbieten. Mit Menschenmilch probegekocht habe er schon und dabei nach eigener Aussage gute Ergebnisse erzielt. Auch sei er zuversichtlich, abgabefreudige Spenderinnen zu finden.

Einziger Haken: Die Schweizer Behörden hielten es für eine abwegige Idee, Erwachsenen Milch vorzusetzen. Und weil vorher schlicht noch niemand drauf gekommen war, steht menschliche Muttermilch in der Schweiz nicht auf der Liste der zugelassenen Lebensmittel tierlicher Herkunft. Wurd’ also nix draus.

Gerüchte, denen zufolge die Schweizer Beamtin, in deren Ressort diese Lebensmittelliste fällt, beherzt “Etwas Abwegigeres als das Abwegige ist ja noch abwegiger” ausrief und auch die Muttermilch anderer Säugetiere vom Speiseplan erwachsener Menschen strich, können wir bestenfalls gutheißen.

Die Fakten zum Fall unter
http://www.proplanta.de/web/themen.php?SITEID=1140008702&Fu1=1221629382&...

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So, jetzt haben wir den Salat. Weil wir Euch unter Punkt 1 die Möglichkeit eingeräumt haben, uns Eure Meinung per Überweisungsträger mitzuteilen, müssen wir notgedrungen zum ersten Mal unsere Kontonummer in den Rundbrief schreiben. So fängt’s an, und demnächst wollen wir Eure Großmutter!

Ach, egal.

Nandu Spendenkonto
Inhaber: Nandu / Müller
Konto: 4001679503
BLZ: 43060967 (GLS-Bank)
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